Gewonnen!

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Wie wird man Unternehmensnachfolger und gewinnt noch einen Preis dafür? Bei der Verleihung der sächsischen Meilensteine für besonders erfolgreiche Nachfolgen war das am Dienstag, 9.11.2016, ziemlich gut nachvollziehbar.

01. Mit Vorstellungsvermögen und Zuversicht
Julian Georgi und Andreas Nöske wollten mehr erreichen in ihrer Firma. Neues entwickeln und etwas bewegen. Mit guten Ideen und einem klaren Vorschlag im Gepäck gingen sie kurz vor Weihnachten 2011 zu ihrem Chef und sprachen offen an, wohin die Entwicklung führen könnte. Sie überzeugten einen dritten Kollegen, der als Vertriebsprofi das Führungsteam komplettierte. In einer Zeit des Übergangs wurden mit dem bisherigen Geschäftsführer die wichtigen Themen zu Finanzierung, Unternehmensbewertung und Strategieentwicklung angegangen und geklärt. Schließlich übernahmen Sie im Herbst 2013 zu gleichen Anteilen die GAZ Notstromsysteme GmbH, deren Firmengeschichte bereits vor mehr als 100 Jahren in Zwickau begann. Nach vorneschauen lautet die Devise und anpacken, Ideen entwickeln und gemeinsam Entscheidungen treffen. Auch Qualifizierung scheint ein wichtiges Thema für die Bewältigung der anstehenden Aufgaben zu sein. Im Gespräch mit Julian Georgi nach der Preisverleihung stellte sich heraus, dass er ein berufsbegleitendes Masterstudium Production Management an der TU Chemnitz education (TUCed) absolviert hat. Das freut uns natürlich besonders. 😉

02. Mit Mut und Visionen
„Wer hat denn noch den Mut, Unternehmer zu sein?“ war die Frage, die unseren Sächsischen Wirtschaftsminister Martin Dulig umtrieb. Gerade in Sachsen haben wir derzeit das Phänomen der ersten Nach-Gründergeneration. Ein „zweiter Schwung“ müsse jetzt das Aufgebaute weiterführen, so Dulig. Beeindruckend hier war die Nachfolgestory von Thomas Scholz, der über den Umweg Hongkong und London zur Arno Hentschel GmbH in Oberwitz fand. Das liegt ganz nah an Zittau, an der polnisch-tschechischen Grenze. Da braucht man schon Mut und eine gehörige Portion Heimatverbundenheit. Thomas Scholz hat sich intensiv vorbereitet und sah seine Chance in der Übernahme einer Firma: „Eine Firma, die schon eine Historie geschrieben hat, da kann man aufbauen“. Und das macht er. Er hat intensiv an der Unternehmensstrategie gearbeitet und klare Botschaften für Kunden und Mitarbeiter entwickelt. Damit ihm die Internationalität nicht abhanden kommt, lautet der passende Slogan „ARNELL verbindet die Welt. Zuverlässig, sicher, stark“. Aus der Zittauer Ecke in Sachsen. Mutig!

03. Mit den richtigen Mitarbeitern
Die Brüder Dr. Marcus und Ralph Bertelsmeier waren schon in die Firma des Vaters eingestiegen, als er überraschend starb. So schnell war die Nachfolge für die Agrartechnik Vertrieb Sachsen GmbH dann doch nicht angedacht und neben der Trauer stand das „Wie geht es weiter?“ drückend im Raum. Es wurden viele Gespräche mit langjährigen Partnern des Unternehmens geführt, rechtliche und finanzielle Lösungen gefunden. Ohne ihre Mitarbeiter, sagen die Brüder, hätten sie das nicht geschafft. Diese Tatsache sieht auch Markus H. Michalow, Geschäftsführer der Bürgschaftsbank Sachsen und Initiator des Meilensteins: „Für die Nachfolger sind die Mitarbeiter das größte Kapital“. Die Mitarbeiter sind die Experten im Unternehmen, sie repräsentieren die Firma auch nach außen. Ihr Vertrauen muss man gewinnen. Sie muss man als allererstes von sich und seinen unternehmerischen Schritten überzeugen. Auf die Mannschaft muss Verlass sein, dann kann der oder die Neue sich den eigentlichen Chefaufgaben widmen.

04. Mit Weitsicht
Gerade in Familiengeführten Unternehmen wünschen es sich viele Eltern, dass der Nachwuchs ins Geschäft einsteigt. Nur hat die „Unternehmerkindergeneration“ mittlerweile ihren eigenen Kopf, will in die Welt und erst mal selber etwas auf die Beine stellen. Frühzeitig Familienmitglieder im Unternehmen einbeziehen, ihnen dabei aber Freiraum und Gestaltungsspielraum geben, ist die Herausforderung für Familienoberhäupter. Andrew Taupitz stieg mit 35 Jahren in die Geschäftsführung der Firma seines Onkels ein, hatte schon als Jugendlicher Praktika gemacht und in den Ferien dort gejobbt. Er weiß also, worum es bei der TAUPITZ Laser- und Umformtechnik geht und sah sich der Herausforderung Unternehmensnachfolge gewachsen. Trotzdem hätte sich der Wirtschaftsingenieur gewünscht, mehr Beispiele anderer Nachfolger zu kennen und wie sie das gemacht haben. Netzwerk also. Deshalb unsere BLOGkategorie „Erfahrung“ – hier werden wir versuchen, zukünftig viele Beispiele einzustellen.

05. Mit Traditionsbewusstein und Wachstumswille
Zwei der Preisträger kann man auf den Nenner bringen „Tradition übernommen – neue Märkte gesucht“, so Markus H. Michalow. Stimmt, wenn man sich die Übernahmen der Spreetextil GmbH aus Neusalza-Spremberg und der Crottendorfer Räucherkerzen GmbH anschaut. Winfried Haase hat die Textilfirma seines Vaters übernommen und behauptet sich in dieser hart umkämpften Branche. Durch klare Fokussierung auf Marktsegmente und Kundenwünsche hat er die Firma neu ausgerichtet. Sein Vater steht ihm als alter Hase mit fachlichem Know-How zur Seite.
Unternehmensintern übernahm Mirko Paul die traditionsreiche Räucherkerzenmanufaktur. Als ehemaliger Betriebsleiter war er mit den Abläufen vertraut. Seine Herausforderung besteht darin, das saisonal stark abhängige Geschäft durch neue Segmente und Ideen breiter aufzustellen. So will er eine neue Erlebniswelt schaffen, um auch im Sommer Besuchsanreize zu geben und Kaufideen zu liefern.
Am nachhaltigsten aber war, dass alle Preisträger unbedingte Lust auf ihren Job versprühten. Natürlich gibt es immer wieder Hindernisse. Ralph Bertelsmeier gab mit einem Zitat von Dante allerdings klar die Richtung vor: „Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt.“
Packen Sie an.

Es grüßt herzlich das „Projekt:Nachfolge:Team“ der TUCed.