Neue Ideen und herausfordernde Fragen bringen uns schnell an den Punkt, erst einmal „Google“ zu befragen. Ohne Suchmaschine läuft ja fast gar nichts mehr. Oder wann waren Sie das letzte Mal in der Bibliothek? Wir googeln Rezepte fürs Mittagessen am Wochenende, suchen Geschenke online oder recherchieren komplexe Themen in der weiten Welt des Internets.
In vielen Publikationen findet man nicht mehr nur Literaturhinweise, sondern mittlerweile auch eine ansehnliche Anzahl an Internetadressen. Veröffentlichungen im Internet sind schneller an ein größeres Publikum gebracht, müssen nicht erst gedruckt und gebunden werden und sind einfach zugänglich.
Im heutigen Beitrag wagen wir einen Blick auf die Internetseiten im Anhang der Publikation „Unternehmensnachfolge – Die optimale Planung“ des BMWi. Es war ein bisschen Mühe, aber wir haben jede dieser angegebenen Internetseiten besucht. Im Hinterkopf stets die Frage, in wieweit die Seiten einen grübelnden, am Anfang stehenden Unternehmensnachfolger unterstützen.
Erhofft hatten wir uns nach der Recherche Seiten mit Checklisten, Glossaren, Ansprechpartnern. Oder konkrete Hilfestellungen für einen angehenden Nachfolger bei der Suche nach Unternehmen oder Netzwerken.
Viele der Seiten enthalten wunderbar geschriebene Überblicksartikel. Darin findet man Daten und Zahlen über die bundesweite Situation im Bereich der Unternehmensnachfolge. Das ist interessant und bestätigt unseren Eindruck, dass wir in Deutschland und den Bundesländern eine dramatische Entwicklung im Bereich der Geschäfts- bzw. Unternehmensfortführung haben. Und dass wir zu wenig Gründer haben und Macher-Spirit fehlt.
Die Recherche zeigte auch, dass die meisten der aufgelisteten Seiten hauptsächlich Brancheninformationen bereithalten. Diese sind zum Aufbau eines Netzwerkes und für Marktforschungszwecke gut geeignet, aber spezielle Informationen für die Unternehmensnachfolge enthalten sie wenig oder gar nicht. Selten findet man auch fundierte Zahlen und Texte speziell für die einzelnen Bundesländer. Darüber hinaus mussten wir feststellen, dass viele Quellen veraltete Veranstaltungshinweise enthielten und lange nicht aktualisiert wurden.
Was erwarte ich stattdessen von den Internetseiten, wenn ich eine Unternehmensnachfolge anstrebe?
Einen AHA-Effekt hinterließ die Seite des „Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften“. Sie bietet ein umfangreiches Glossar, das gerade im dichten Wald der Fachbegriffe eine große Stütze ist. Denn wüssten Sie sofort, was mit einem Burn-Out Turnaround* oder einer Later Stage Financing** gemeint ist?
Im Wald der Fachbegriffe gibt es also eine Lösung. Aber noch immer gibt es viele Fragen im Hinterkopf. Checklisten für die Unternehmensnachfolge, die die wichtigsten Fragen zusammenfassen, sind immer gut. Da kann man sich und sein Vorhaben erst einmal in Ruhe hinterfragen bzw. sich von mehreren Seiten an das Nachfolgethema herantasten. Beispielsweise:
– Checklisten zur eigenen Person: besitzt man das richtige Maß an Führungsqualität, Kommunikation mit Mitarbeitern, Kunden, Arbeitserfahrung etc.
– Checklisten zum Unternehmen: Was sollte man alles über das zu übernehmende Unternehmen wissen
– Checklisten mit unterschiedlichen rechtlichen Komponenten
Gefunden! Diese und ähnliche Checklisten finden sich übersichtlich zusammengestellt auf der Seite des Existenzgründungsportals des BMWi.
Richten wir den Blick speziell nach Sachsen. Auf der Seite „unternehmensnachfolge.sachsen.de“ finden sich viele Informationen und Fragenkataloge. Auch einige, die für Nachfolger interessant sind. Gute Anregungen für Fragen bietet die Zusammenstellung „Anforderungen an ein Unternehmen“. In der Liste „Konfliktfelder“ gibt es ebenfalls Vorschläge für ehrliche Antworten an sich selbst. Die „Checkliste: Betriebswirtschaftliche Entwicklung“ fordert zwar vorrangig einen Übergeber auf, sich Gedanken zu machen. Diese Fragen sollte sich ein Nachfolger jedoch genau anschauen und bei fortgeschrittenen Verhandlungen an den Veräußerer stellen. Rentabilitätsvorschau und Kapitalbedarfsplanung sind essentiell, bei Unternehmensnachfolgen sollte aber unbedingt ein Fachmann (z.B. Steuerberater) des Vertrauens für die Beurteilung und Planung hinzugezogen werden.
In Sachsen gibt es auch Förderprogramme zur Finanzierung einer Unternehmensnachfolge, wozu auch Beratungsleistungen für Nachfolger und Übergeber gehören. Im Rahmen der Mittelstandsförderung der Sächsischen Aufbaubank kann man Zuschüsse von bis zu 50% für Beratungsleistungen und Begleitungsunterstützung beantragen.
Hilfreich ist die Übersicht der Ansprechpartner, die nicht nur allgemein zu den Kammern und Gründernetzwerken in Sachsen verlinken, sondern auch direkt auf die Fachnetzwerke im Bereich Steuern, Finanzen oder Recht verweisen. Lediglich der Bereich „Literatur und Links“ war enttäuschend. Leider scheint im Bereich „Nachfolgeliteratur“ in den letzten Jahren nicht viel passiert zu sein. Die sächsische Nachfolgeseite verlinkt zum BMWi und man hat das Gefühl sich im Kreis zu drehen. Denn man landet bei der Broschüre, die den Anlass dieses Beitrags lieferte.
Ähnliches mit den Veranstaltungstipps! Verlinkung auf die nexxt change-Seite? Errormeldung! Klickt man sich dort zur Unterunterseite vor, sind es mehr die Infoveranstaltungen für die Existenzgründer, die eingestellt werden. Also das müssen wir uns genauer anschauen. Demnächst gebündelte Veranstaltungstipps hier …
Was erwarten Sie von einer Nachfolgerunterstützerseite? Welche Informationen suchen Sie? Und… auf welche Veranstaltungen haben Sie gewartet?
Es grüßt herzlich das „Projekt:Nachfolge:Team“
* auch als RESTART bezeichnet: drastische Umgestaltung bzw. Restrukturierung eines Unternehmens, das große wirtschaftliche Probleme hat.
** Spätphasenfinanzierung