Walter Stuber, einer der Referenten des Kletterevents für Unternehmensnachfolger vom 14. November 2017 brachte es auf den Punkt: Als Unternehmer brauchen Sie drei Businesspläne! Hoppla, wieso denn gleich drei?
Erfolgreiche Unternehmer von mittelständischen Firmen sind oft Feuerwehrmann (bzw. Frau) an jeder Ecke. Um hier nicht im Burn-out zu enden, die Familie zu verlieren oder gar keine Freizeit mehr zu haben, ist Struktur, Kompetenz und Disziplin vonnöten. Am besten kommt hier voran, wer einige Dinge für sich und sein Vorhaben einfach mal aufschreibt. Und deshalb drei Pläne.
- Privatplan: Skizzieren Sie für sich, was Ihnen im Leben wichtig ist und womit Sie glücklich wären.
- Übernahmeplan: Entwickeln Sie Ihren Fahrplan für die Unternehmensübernahme.
- Unternehmensplan: Bringen Sie Ihre Vision für eine zukünftige Entwicklung des von Ihnen übernommenen (oder gegründeten) Unternehmens zu Papier.
Um Risiken einer Unternehmensübernahme von Anfang an gut abschätzen zu können, ist es wichtig das Vorhaben der Nachfolge klar zu definieren und sich mit dem interessierenden Unternehmen so tiefgehend wie möglich zu beschäftigen. Übernahmeplan kombiniert mit Unternehmensplan werden wir in diesem Beitrag etwas genauer betrachten.
Dabei ist es völlig egal, wie Sie dieses Schriftstück am Ende nennen. Die internationale Bezeichnung „Businessplan“ ist die geläufigste, doch auch das deutsche Pendant „Geschäftsplan“ findet sich immer mal wieder in Recherchetexten. Sie können den Text auch gern „Vision“, „Fahrplan“ oder „Unternehmensfahrplan“ nennen. Am Ende zählt, was Sie dort hineinschreiben, welche Zahlen, Daten, Fakten Sie Ihrem Unternehmerleben zu Grunde legen.
Warum ist der Businessplan auch für Nachfolger wichtig?
Businesspläne sind was für Gründer. Als Nachfolger sind Sie so etwas wie ein Gründer. Ein Businessplan dient Ihnen dazu, sich mit dem Unternehmen in seiner Gänze auseinanderzusetzen. Er zeigt Ihnen schwarz auf weiß, wie klar Ihre Vorstellungen vom Unternehmen und seiner Bestandteile sind. Da die meisten Übernehmer auf Kredite oder Beteiligungen angewiesen sein werden, zeigt der (klassische) Businessplan Kreditgebern und Stakeholdern, wie intensiv, umfassend und vorausschauend Sie sich mit dem Unternehmen befasst haben.
Es gehören drei Analysen zum Businessplan: eine Beschreibung der grundsätzlichen Situation des Unternehmens mit einem Zahlenteil zu finanziellen Aspekten sowie ein Ausblick für die angedachte Unternehmenszukunft. Wo sehen Sie sich mit dem Unternehmen in fünf Jahren? Oder in drei? In zehn? Dieser Plan hilft Ihnen, auch nach Übernahme und Übergangsmonaten auf Kurs zu bleiben und nicht vom Weg abzukommen.
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Der Aufbau
Fachliteratur, sowohl in gedruckter Form als auch digital im Internet, gibt es ausreichend zum Thema Businessplan. Wir möchten Ihnen einen einfachen und übersichtlichen Leitfaden präsentieren, wie er in der Regel aufgebaut ist. Und an was Sie alles denken sollten, um dabei das Ziel – Ihr angestrebtes Unternehmen – nicht aus den Augen verlieren. Sehen Sie nachfolgende Übersicht bitte als Anstoß – vollständig ist sie sicherlich nicht.
Zusammenfassung: Steht gleich am Anfang und gibt kurz und knackig Aussage zu den wesentlichen Punkten ihrer Unternehmensanalyse und Nachfolgevision. Sie soll insbesondere Interesse wecken. Schreiben Sie sie am besten erst dann, wenn Sie alle anderen Inhalte logisch und prägnant zusammengeführt haben.
Ich selber (bzw. ich und meine Mitstreiter bei der Übernahme): In diesem Punkt sind Sie als Nachfolger angesprochen. Jetzt geht es um Sie und die realistische Einschätzung Ihres Könnens, Ihrer Branchenkenntnisse, Stärken (fachlich und persönlich) und eventuellen Qualifizierungsbedarfe (fachlich und persönlich). Wie stehe ich zu meinen Geschäftspartnern und welche Aufgabengebiete werden wir WIE (!) ein- bzw. auf-TEILEN.
Geschäftsidee (Produkt/Dienstleistung): Werden Sie sich bewusst, was das Besondere am zu übernehmenden Unternehmen ist. Wie unique, also einzigartig werden die Produkte bzw. Dienstleistungen im Markt wahrgenommen?
Markt und Wettbewerb: Analysieren Sie die aktuellen und potenziellen Kunden des Unternehmens. Wer kauft die Produkte? Wo wird gekauft und zu welchen Preisen? Wie viele Kunden haben Sie? Auch die Konkurrenz sollte Ihnen klar sein. Was sind die Schwächen und Stärken der Wettbewerber?
Organisation und Personalfragen: Wie viele Mitarbeiter hat das Unternehmen aktuell? Wie ist der Altersdurchschnitt und was sind die kritischen Fachstellen? Identifizieren Sie Schlüsselmitarbeiter! Wenn diese das Unternehmen unvorhergesehen z.B. nach Übernahme verlassen, kann es sehr schnell zu ungeahnten Problemen in Produktion, Kundenbeziehung oder Projektmanagement kommen. Wichtig ist auch zu bedenken: Passt die derzeitige Personalstruktur zu Ihrer Unternehmensvision? Welche Fachleute werde ich brauchen und wie finanziere ich sie?
Hier schließt sich an: Unternehmensausstattung / Räumlichkeiten: Welche Maschinen sind vorhanden, welche MUSS ich anschaffen, welche BRAUCHE ich für meine Ziele und Entwicklungsschritte? Müssen Räumlichkeiten renoviert bzw. up-to-date gebracht werden? Liegen Miet- oder Pachtverträge vor?
Marketing: Rücken Sie den Kunden in den Fokus. Welchen Nutzen hat Ihr aktuelles Produkt? Wie und wo erreichen Sie bisher die Kunden? Wie sieht es mit der Preis/Leistung aus? Wie ist Ihr aktueller Markenauftritt? Wie sieht aktuell die Werbung des Unternehmens aus?
Hinterfragen Sie die aktuelle Rechtsform und ob sie zu Ihren Vorhaben auch weiterhin passt.
Analyse der Risiken und Chancen des bestehenden Unternehmens. Was könnte dem Erfolg Ihrer Vorhaben entgegenstehen?
Finanzierung bzw. Finanzplan: Wie hoch ist der Kaufpreis? Welchen Investitionsbedarf sehen Sie? Wie viel Eigenkapital können Sie beschaffen? Wie hoch ist somit der Finanzierungsbedarf? Kommen Förderprogramme in Betracht? Welche Sicherheiten können Sie für Kredite einsetzen?
Meilensteinplan für die Übergabe: Welche Termine bzw. Stichtage für die Übergabe stehen fest? Welche Rolle spielt der Übergeber nach der Übernahme? Sprechen Sie darüber! Versuchen Sie hier, sich gemeinsam auf einen Fahrplan zu einigen und diesen auch zeitlich festzusetzen. Und: verfassen Sie zeitnah nach Übernahme einen Vorsorge- oder Notfallplan, indem Sie das Unternehmen für den Fall von z.B. Krankheit absichern.
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Abhängig vom Unternehmen, dessen Übernahme Sie anstreben, können Kategorien hinzukommen oder wegfallen. Einige Themen werden Sie schneller und kürzer erarbeiten als andere. Wichtig ist, dass Sie sich im Businessplan so intensiv wie möglich mit dem Unternehmen auseinandersetzen und sich so klar wie möglich zur Unternehmensentwicklung positionieren.
Weiterführende Informationen finden Sie z.B. im Existenzgründerportal des BMWi.
Beim Schreiben eines Businessplans für ihre Unternehmensnachfolge passiert es somit zwangsläufig, dass Sie sich auch mit sich selbst befassen müssen. Nehmen Sie sich also auch die Zeit, persönliche Ziele und Wünsche zu hinterfragen. Denn, und hier kommen wir noch einmal auf Walter Stuber zurück: „Als Unternehmer muss man glücklich sein, um seine Mitarbeiter glücklich führen zu können.“
Schönes Schlusswort. Es grüßt glücklich das Projekt:Nachfolge:Team
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