Nachdem Sie Ihre Neugier und Lust aufs Unternehmersein hinterfragt und die ersten Recherchen nach möglichen Unternehmen gestartet haben, wird es nun spannend. Ein Treffen mit dem Unternehmer bzw. der Unternehmerin liegt in der Luft. Doch wie gehen Sie vor? Nehmen Sie jemanden mit? Wie viel geben Sie von sich preis?
Nehmen wir uns zur Beschreibung des vierten Prozessschrittes für Nachfolger ein fiktives Beispiel: Matthias T. hat Maschinenbau studiert und arbeitet -mittlerweile als Werkleiter- seit 15 Jahren in einem Automobilzulieferbetrieb in der Nähe von Wolfsburg. Der gebürtige Mittelsachse ist verheiratet und gerade zum zweiten Mal Vater geworden. Gemeinsam mit seiner Frau überlegt er, in die Heimat zurückzukehren. Die Pendelei von früher will er sich nicht mehr antun. Seine Frau, die ihm zuliebe vor 5 Jahren mit nach S. gezogen ist, hat sich nie so richtig eingelebt.
Matthias T. hat Fachwissen, Leitungserfahrung, Branchenkenntnis und kann sehr gut Englisch. Er hat die Motivation und die Überzeugung ein kleineres Unternehmen bis zu 30 Leuten gut führen zu können. Er findet ein Unternehmen in Mittelsachsen über die nexxtchange-Börse und schreibt dem annoncierenden (anonymen) Unternehmen über die Kontaktanfrage an.
Es vergehen drei Wochen … leider bekommt er keine Antwort.
(Anmerkung: Es ist uns im Rahmen unserer mehrjährigen Projektarbeit häufig passiert, dass interessierte Nachfolger KEINE Antwort der Unternehmen bekommen haben. Unternehmer tun sich nach wie vor enorm schwer, zu reagieren. Teilweise wollen sie nicht, dass ihre Firma sogleich bekannt wird. Zweitens wissen sie oft nicht, wie sie reagieren und was sie preisgeben sollen. Drittens sind sie äußerst misstrauisch, wer hinter der Person steht, die ihnen da schreibt.)
MERKE:
- Planen Sie Zeit ein!
- Es ist völlig in Ordnung, mehrere Firmen anzuschreiben.
- Bitten Sie um Diskretion, aber geben Sie ein wenig von sich preis, z.B. warum Sie gerade dieses Unternehmen so interessant finden.
Der Unternehmer wiederum hatte innerhalb von zwei Wochen 16 Reaktionen auf seine nexxt-change Anzeige und spricht daraufhin mit seinem Steuerberater. Dieser ermuntert ihn, dringend und schnell zu reagieren und empfiehlt einen unserer Projektmitarbeiter, um den Kontakt aufzunehmen.
Ein Telefonat zeigt schnell, dass sich die Interessen zwischen dem Unternehmer und Matthias T. gut überschneiden. Die Kommunikation über die externe Person gestaltet sich schnell und unkompliziert. Ein erster Termin zwischen Übergeber und interessiertem Nachfolger wird in der Firma vereinbart.
Das Treffen findet statt. Glücklicherweise ist die externe Person, die bisher vermittelte und nun die Gesprächsmoderation übernimmt, dabei und beobachtet die Szenerie. Denn: Für Werkleiter Matthias T. ist das Gebäude ein Schock. Die Einfahrt zum Betriebsgelände hätte er fast verpasst. Eine künstliche Grünpflanze im Besprechungsraum bringt kaum Farbe ins Spiel. Der Unternehmer will auf gar keinen Fall über Zahlen sprechen. …
Was nun folgt, ist entweder ein freundliches Auseinandergehen und der Abbruch des Kontakts. Matthias T. könnte aber auch tief durchatmen und um ein vertiefendes Gespräch bitten. Ein Blick auf die beiden Maschinen, die Informationen zu den Fähigkeiten der Mitarbeiter und die Vielfalt des Produkteinsatzes haben ihn ins Grübeln gebracht…
Falls die Gespräche fortgeführt werden und/oder es zum Abschluss einer Vertraulichkeitsvereinbarung kommt, sprechen wir vom 5. Prozessschritt – dem eigentlichen Übernahmeprozess.
MERKE:
- Der erste Eindruck ist wichtig. Lassen Sie sich aber nicht vom äußeren Schein trügen.
- Schauen Sie möglichst mehrere Firmen an und entwickeln Sie ein Gespür für Unternehmen und Unternehmer. Bitten Sie um ein Treffen im Unternehmen.
- Versuchen Sie, einen Moderator einzubeziehen, der „das Eis bricht“ und das Erstgespräch gewinnbringend zwischen Übernehmer und Übergeber führt.
Für Ihre Fragen, zur gezielten Netzwerkerweiterung oder als Eisbrecher stehen wir Ihnen im Projekt Unternehmensnachfolge der TUCed für Mittelsachsen gern zur Verfügung. Schreiben Sie uns oder rufen Sie an, wenn Sie ein Unternehmen suchen oder eine Nachfolgelösung finden wollen: Manuela.zenk@tuced.de oder 0371 – 90 949 – 33.
Mit herzlichen Nachfolgegrüßen
Manuela Zenk
Hinweis: Das durch die Sächsische Aufbaubank geförderte Projekt „Fachkräftesicherung durch Unternehmensnachfolge in Mittelsachsen“ im Rahmen der Fachkräfterichtlinie ist ein Schwerpunktthema der TUCed GmbH. Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes. Ziel ist die Unterstützung potenzieller Unternehmensnachfolger und Übergeber in der strategischen Prozessplanung und -gestaltung. Knapp 80 Nachfolgekandidaten sind mittlerweile im Regionalpool.
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