In Phase vier des Nachfolgeprozess für Übernehmer*innen begleiteten wir Matthias T. bei seinem ersten Firmengespräch in Mittelsachsen (zum Beitrag gehts hier). Mit solchen ersten positiven Treffen sprechen wir vom Beginn des Übernahmeprozess.
Matthias T. hörte auf sein Bauchgefühl und brach den Kontakt zum Unternehmer mit dem maroden Gebäude und der traurigen Grünpflanze nicht ab. Er recherchierte zu dieser Firma mit den 14 Mitarbeitern im Internet und fand heraus, dass das Unternehmen immer wieder an Forschungsprojekten zur Wasserstoffherstellung mit der Universität beteiligt war. Darüber hinaus wurden viele Produkte in kleiner Serie gefertigt. Matthias kannte die Automobilbranche, die vor großen Umbrüchen stand. Elektroautos, Plug-in Hybride, neue Antriebe, neue Bauteile, andere Zusammensetzung … unter welchen Umständen konnte man ein Unternehmen auf diese Trendwende einstellen? Wäre das Unternehmen in Mittelsachsen geeignet dafür?
Was nun folgte lässt sich in kurzer Form so beschreiben:
Es brauchte mehrere Gespräche und Telefonate, eine Vertraulichkeitsvereinbarung, ehrliches Zahlenmaterial, Überzeugungskraft, 4 Monate Funkstille, 5 Gesellschaftertreffen, hartnäckigen Optimismus und bewegendes Heimatgefühl, um festzustellen, dass hinter den grauen Mauern dieser Firma solides Grundmaterial und sehr viel Potenzial steckt.
Matthias T. erhielt im Laufe dieses Prozesses die Bilanzdaten der letzten 5 Jahre. Damit war er in der Lage, eine Wertermittlung durchzuführen und diese mit den Preisvorstellungen des Unternehmers abzugleichen (Anmerkung: daraufhin folgen die 4 Monate Funkstille…)
Aufgrund des Moderators fand aber kein Abbruch des Gesprächs statt. Durch das Interesse und die hartnäckigen Nachfragen sowie die fachliche Eignung von Matthias, fasste der Unternehmer Vertrauen. Es ist wichtig, dass Übergeber und potenzieller Nachfolger eine gemeinsame Sprache finden und alle wichtigen Themen zur Firma ehrlich kommunizieren. Nur so erkennt der Nachfolger Potenziale, aber auch eventuelle Hindernisse.
Hier ist die Erstellung eines eigenen Businessplans sehr zu empfehlen. Mit so einem Plan sortieren und strukturieren Sie die Gedanken. Er dient Ihnen dazu, sich mit dem Unternehmen in seiner Gänze auseinanderzusetzen. Schwarz auf weiß zeigt er auf, wie klar Ihre Vorstellungen vom Unternehmen und seiner Bestandteile sind. Da die meisten Übernehmer auf Kredite oder Beteiligungen angewiesen sein werden, zeigt der (klassische) Businessplan dann auch Kreditgebern und Stakeholdern, wie intensiv, umfassend und vorausschauend Sie sich mit dem Unternehmen befasst haben. (Weitere Hinweise dazu hier: https://nachfolge-chemnitz.de/2016/12/08/geldwert/)
Hinweise:
- Erstellen Sie eine Übersicht: Was sind Vorteile, was sind Nachteile? Sehen Sie Potenziale?
- Treffen Sie sich erneut mit dem Unternehmer und vereinbaren Sie den gemeinsamen Abschluss einer Vertraulichkeitsvereinbarung.
- Bitten Sie um die Bilanzen der letzten 3 bis 5 Jahre und arbeiten Sie sich ein.
- Prüfen Sie Ihre Übersicht: Was sind Vorteile, was sind Nachteile? Sehen Sie Potenziale? Sehen Sie Möglichkeiten, diese Potenziale umzusetzen? Erstellen Sie einen Businessplan.
- Kommunizieren Sie! Interessiert und ehrlich.
- Beziehen Sie einen Moderator ein, wenn die Gespräche stocken.
- Kümmern Sie sich um Wertermittlung und Preisfindung.
- Prüfen Sie Finanzierungsoptionen
- Gehen Sie sicher, dass nichts ungeklärt bleibt und z.B. alle Gesellschafter der Firma einig über die Übergabe sind.
- Vereinbaren Sie einen Notartermin und halten Sie alles genau fest, was wann zu übergeben ist, welche Zahlungen wie zu leisten sind und auch, wie der bisherige Inhaber eventuell noch eingebunden ist.
Zum 1. 3.2019 übernahm Matthias T. als Geschäftsführender Gesellschafter das mittelsächsische Unternehmen. Der Altinhaber stand ihm in den letzten beiden Jahren als externer Berater mit festem Vertrag hilfreich zur Verfügung. Das klappte nicht immer reibungslos, aber aufgrund klarer Verträge und Vereinbarungen sowie einer einheitlichen Kommunikation mit Mitarbeitern und Stakeholdern konnten aufkommende Differenzen im Sinne der Firma geklärt werden. Matthias Familie ist froh über die Entscheidung, nach Mittelsachsen zurückgekehrt zu sein; seine Frau hat sich als Grafikerin selbständig gemacht und die Kinder genießen die Nähe zu den Großeltern….
Nachfolgend das in den letzten 5 Beiträgen besprochene Prozessmodell:
Schritt 1: Überlegen – Gedankenspiele zur Selbständigkeit (Blogbeitrag)
Schritt 2: Ergründen – Kompetenzfrage stellen (Blogbeitrag)
Schritt 3: Suchen – Unternehmen finden (Blogbeitrag)
Schritt 4: Treffen – Kontakt aufnehmen (Blogbeitrag)
Kommen Sie bei Fragen gern auf uns zu. Wir unterstützen Sie gern im Findungs- und Suchprozess und stehen als Ansprechpartner bei der Kompetenzentwicklung zur Verfügung.
Wenn Sie unser Projekt unterstützen möchten, sich als Nachfolger*in ins Gespräch bringen wollen oder nach Nachfolgelösungen suchen, schreiben Sie mir oder rufen mich an:
Manuela.zenk@tuced.de oder 0371 – 90 949 – 33.
Mit herzlichen Nachfolgegrüßen
Manuela Zenk
Hinweis: Das durch die Sächsische Aufbaubank geförderte Projekt „Fachkräftesicherung durch Unternehmensnachfolge in Mittelsachsen“ im Rahmen der Fachkräfterichtlinie ist ein Schwerpunktthema der TUCed GmbH. Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes. Ziel ist die Unterstützung potenzieller Unternehmensnachfolger und Übergeber in der strategischen Prozessplanung und -gestaltung.
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