Wo anfangen?

Rückblick_13.10.2021

Wo fängt man an beim Thema Unternehmensnachfolge für Nachfolgerinnen und Nachfolger? Wie erreicht man den sprichwörtlichen Gipfel eines Berges, wenn man noch ganz unten, am Anfang steht? Indem man sich vorstellt, wie es wäre, oben zu sein…

Am 13. Oktober 2021 hatten wir Sara Linke zu Gast an der TUCed. Eine studierte Modedesignerin und gebürtig aus Zwickau. Sie hatte sich ihre Zukunft genau ausgemalt: Nach dem Studium ging es für 2 Jahre zum Modedesign zu einer Firma nach Baden-Württemberg. Darauf folgte die Textilfirma S. Oliver und dann ging es zum Wunscharbeitsplatz  nach Münchberg. Dort erhoffte man sich ein bisschen Ruhe nach den stressigen 4 Jahren, vielleicht Familie etc..

Doch nach 2 Monaten erreichte sie ein Anruf aus der Heimat, dass ein Nachfolger für eine insolvente Textilfirma gesucht wurde. Was macht man da? Sara Linke schaute sich die Firma an!

1. Aufs Netzwerk zurückgreifen.

2. Firma anschauen.

3. Sieht man Potenzial? Könnte man etwas daraus machen?

Sara Linke war skeptisch, doch sie sah das Potenzial um die 12 Mitarbeiter. Auf dem Papier gab es viele Bestandskunden. Auch gab es einen weiteren Investor, mit dem man die Kosten teilen konnte. Mit ihm unterhielt sie sich in den kommenden Tagen viel, es wurden Pläne geschmiedet, das Business neu aufgestellt. Und entschieden, dass sie die Firma gemeinsam zu jeweils 50% übernehmen. Sara Linke hat das Tagesgeschäft zu 100% auf dem Tisch. Mit dem Gesellschafter teilt sie die strategischen Gedanken.

Ihr Motto ist dabei treibende Kraft: „Neu denken – Lösungen finden – und sich darauf einlassen“.

Auch bei dieser insolventen Firma gab es einen Kaufpreis für die Übernahme: ein niedriger 6-stelliger Wert für die 50% Gesellschafteranteile. Leider stellte sich heraus, dass das Insolvenzverfahren recht lange ging und die Liste mit den Bestandskunden unrealistisch war. Was nun?

4. Ehrgeiz und Disziplin.

Sara Linke blieb dabei. Ehrgeizig hat sie alle Großkunden besucht, ihre Kontakte eingesetzt und wieder angefangen, auszubilden. „Um die Mitarbeiter wurde sich ja nie gekümmert!“ Von einer Mitarbeiterin musste sie sich trennen – ihr schlimmstes Erlebnis – aber mit den anderen arbeitet sie. IT, Onlineshop, Nähen, Konfektioneren … es gibt vieles, um das sich gekümmert werden muss. Schliesslich will man wieder Kunden überzeugen und mit guter Qualität und Verlässlichkeit punkten. Sara Linke ist optimistisch und sagt nach einem Jahr: „Wir sind auf einem guten Weg.“

5. Ein klares Ziel haben.

Auf die Frage, wo sie sich in 3 – 5 Jahren sieht, reagiert sie sehr entspannt, aber mit konkreten Antworten. Sie möchte dann eine kleine, feine Textilienmanufaktur haben mit einem guten Lieferantennetz und einem soliden Kundenstamm. Ausserdem mindestens ein Outlet und einen tollen Onlineshop.

Es wurden viele Fragen gestellt zu diesem Orientierungsabend und Sara Linke hat sie alle beantwortet. Vielen, vielen Dank! Es hat großen Spaß gemacht!

Wo fängt man an, wo will man hin? Sie haben auch eine tolle Firmengeschichte mit erfolgreicher Nachfolge? Die man interessierten jungen Leuten erzählen könnte? Wir freuen uns sehr über Ihre Ideen, Anregungen und Vorschläge unter manuela.zenk@tuced.de oder unter 0371 – 90 949 – 33.

Mit bestem Dank

Ihre Manuela Zenk

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BMWi_Fz_2017_Office_Farbe_deDas Projekt „NachfolgeWerk“ der TUCed – An-Institut der TU Chemnitz für Transfer und Weiterbildung ist ein durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördertes Projekt im Rahmen der Förderbekanntmachung „Initiative Unternehmensnachfolge – aus der Praxis für die Praxis“. Diese Maßnahme wird gefördert durch das BMWi aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

 *Das Thema „gendergerechte Schreibweise“ ist für unser BMWi-gefördertes Projekt NachfolgeWerk sehr wichtig. Aus Gründen einer verständlichen und guten Lesbarkeit verwenden wir die männliche Form (generisches Maskulinum) stellvertretend und wertfrei. Es impliziert keine Benachteiligung anderer Geschlechter.

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