Wenn man als Unternehmerin oder als Unternehmer* über die Nachfolge grübelt, stellt sich bald die Frage: an wen soll ich übergeben? Wer ist geeignet? Wer hat das Zeug dazu, die zukünftigen Herausforderungen zu meistern? Verschiedene Betrachtungen heute im Blogbeitrag.
Maria Seifert kaufte Anfang 2020 eine Textil-Manufaktur in Sachsen. Die Designerin hat den Betrieb übernommen, in dem sie zuvor produzieren ließ. Sie hatte erfahren, dass das Unternehmen schließen wird und deshalb mutig ihr Handy gezückt und die ehemalige Inhaberin angerufen.
Unternehmerin und Nachfolgerin kannten sich. Frau Seifert produzierte bereits in Eibenstock und wusste, was auf sie zukam. Heute verbindet sie das Nähen ihrer eigenen Kollektion mit Aufträgen für Heimtextilien, Outdoorbekleidung und Unterwäsche. Es ist ein kleines Unternehmen, aber es funktioniert (www.textilmanufaktur-seifert.de)
In Sachsen werden bis 2026 ca. 7.600 Unternehmen eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger finden müssen (siehe Blogbeitrag: „Mein Traum“). KfW-Chefvolkswirtin Dr. Fritzi Köhler-Geib sagt für das gesamte Bundesgebiet voraus: „Der nahende Rückzug der Babyboomer-Generation wird eine große Lücke auf den Chefsesseln im Mittelstand hinterlassen. Die strukturelle Nachfolgelücke ist aufgrund niedriger Geburtenziffern und sinkender Selbstständigkeitsaffinität der Erwerbsbevölkerung groß.“ (Quelle: KfW-Research, Nr. 365, 27. Januar 2022)
Was heißt das?
Dass man sehr aktiv werden muss – sowohl als Unternehmer als auch als Nachfolger.
Wir unterscheiden folgende Formen der Unternehmensübergabe:
- eine Familienlösung, bei der ein direkter Verwandter zum Nachfolger wird
- eine Mitarbeiterlösung, indem die Verantwortung fähigen Kollegen übergeben wird
- ein Unternehmensverkauf z.B. an externe Kandidaten oder ein anderes Unternehmen
- eine Liquidation
377 Unternehmen in der Region Chemnitz und Mittelsachsen haben wir in der letzten Januarwoche 2022 angeschrieben. Ganz ordentlich mit Flyerbeilage. Unternehmen, deren Inhaber das Rentenalter (fast) erreicht haben. Von bis zu drei Mitarbeiter (ca. die Hälfte) bis knapp 400 Mitarbeiter.
Die Resonanz der Rückmeldungen ist ernüchternd. Große Unternehmen im produzierenden Gewerbe finden meistens eine gute Lösung. Schwieriger wird es mit den sehr kleinen Unternehmen, die ihr Unternehmen mit im Haus haben oder wo der Unternehmenssinn der Lebensinhalt des Gründers ist.
Sinn finden auch Unternehmensnachfolger häufig in produzierenden Unternehmen. Hier können die meisten eine Vision entwickeln und tun sich leichter in einer Vorstellung von Umsatz und Gewinn. Das Tun des Unternehmens ist losgelöst von der Inhaberperson.
Überlegen Sie also unbedingt in diese Richtungen:
- Was konkret verkaufe ich?
- Was ist die Firma ohne mich? Wie funktioniert es ohne mich?
- Welches Wissen und welche Fähigkeiten braucht jemand, um die Firma führen zu können?
- Gibt es Mitarbeiter, die meinen Betrieb weiter betreiben könnten und mit denen ich unbedingt sprechen sollte?
- Sprechen Sie offen mit Ihren Kindern, über Ihre Rückzugspläne. Mehrmals!
- Nehmen Sie Hilfsangebote wahr, um über mögliche Nachfolge-Szenarien zu diskutieren.
Mit herzlichen Grüßen
Manuela Zenk
(Tel: 0371 – 90 949 -33 oder Email: manuela.zenk@tuced.de)
Das Projekt „NachfolgeWerk“ der TUCed – An-Institut der TU Chemnitz für Transfer und Weiterbildung ist ein durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördertes Projekt im Rahmen der Förderbekanntmachung „Initiative Unternehmensnachfolge – aus der Praxis für die Praxis“. Diese Maßnahme wird gefördert durch das BMWi aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.